Hinweis: Nachfolgend wird Munition in Aussicht gestellt, die es zur Zeit (März 2019) noch nicht im Handel gibt. Sollte sich das Ändern werden wir die Liste aus Teil 1 weiter ergänzen.
Eine Fortsetzung des ersten Beitrages war unausweichlich. Die Patronenhersteller haben zum Teil die Zeichen der Zeit erkannt und treiben ihre Entwicklung voran. Viele große Hersteller haben uns darüber nur bedingt Auskunft gegeben.
Ein wirklich bekannter Hersteller meinte zu seinem eigenen Produkt, dass es ungenügend performt und daher zurzeit nur eine teure Notlösung sein kann.
Kaum auf der IWA angekommen machten wir uns auf, die großen Patronenhersteller anzusprechen, ob sie denn Munition für das sportliche Flintenschießen im Programm haben, die nicht nur Stahlmunition verschießt, sondern auch, einen – wie auch immer ausgeführten – umweltfreundlichen Schrotbecher hat. Das umweltfreundliche Zwischenmittel „Filzpfropfen“ ist bei Stahl nicht möglich, da die Stahlschrote im Lauf nicht an der Laufwandung scheuern dürfen.
Einige Hersteller setzen auf einen „photodegradable wad“ was so viel bedeutet, dass sich der Schrotbecher unter UV-Licht zersetzt. Solche Munition wird z.B. vom Hersteller NSI angeboten und wurde 2018 zum Marathon-Schießen auf dem Dornsberg verteilt. Aber wo Licht ist – ist auch Schatten. Der „photodegradable wad“ zersetzt sich nur sehr langsam unter starkem UV-Licht. Wir reden hier über eine Zeit von zwei Jahren und mehr. Beim Parcours-Schießen ist es nicht unüblich, dass die Schrotbecher im Wald liegen bleiben. Da im Wald unter den Blättern und Ästen jedoch meist nicht so viel UV-Licht zu finden ist, werden diese Becher auch nicht zersetzt. Aber das ist noch nicht alles – die bisher bekannten Schrotbecher, die sich unter UV-Licht zersetzen, zerfallen tatsächlich in ganz kleine Bruchstücke, sind dementsprechend also nicht verschwunden – sondern nur nicht mehr auffallend sichtbar. Ein also eher zweifelhafter Ansatz, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Fraglich, warum das Landratsamt Konstanz für den Dornsberg festgelegt hat diese Munition zu schießen. Als würde man den Teufel durch Beelzebub austreiben.
Aber nicht gleich die Flinte ins Korn schmeißen – als Sportschütze sowieso nicht. Es gibt auch andere Ansätze:
Der große Hersteller Gamebore aus England hat einen aus drei natürlichen Komponenten bestehenden Schrotbecher, der Bio-Wad genannt wird. Er ist tatsächlich biologisch abbaubar/kompostierbar und braucht auch keine zwei Jahre, um in den natürlichen Kreislauf überzugehen. Leider sind die Kosten hier deutlich höher, da eine Maschine in der Stunde in etwa 6-7 mal so viele Schrotpatronen mit einem Plastik-Becher laden kann, als mit dem Bio-Becher. Herr Scott sagte uns, dass Gamebore alle Sicherheitsaspekte einer Patrone überprüft, bevor sie auf den Markt kommt. Dazu zählt neben der Erfüllung aller Normen auch die Stabilität und Qualität des Produktes. Ob die Munition so gut performt wie die anderen Produkte von Gamebore wäre zu untersuchen.
Der polnische Hersteller Fam Pionki – der in den 70er Jahren schon in den massa-Märkten zu finden war – hat in den letzten Jahren seine Firmenstruktur komplett verändert. Laut Herrn Wiśniewski sind die heutigen, modernen Patronen nicht mehr zu vergleichen, mit denen von ein paar Jahren. Auch sie arbeiten an einem umweltfreundlichen Konzept. Der Schrotbecher wird aus Hanf bestehen und sich ebenfalls schnell in den natürlichen Kreislauf einfügen. Ein Interesse mit Ihren Produkten bei größeren deutschen Veranstaltungen im Flintensport vertreten zu sein wurde ebenfalls bekundet.
Ein weiterer Hersteller von „Bio-Munition“ ist der spanische Hersteller in spe BIOAMMO. In spe, da das Fabrikgebäude, wo zukünftig die Munition hergestellt und geladen wird, bisher nur auf Bildern auf dem laufenden Monitor zu sehen ist. Hier gibt es aber die ambitioniertesten Anstrengungen. Es soll nicht nur der Schrotbecher (engl. wad), sondern auch die Hülse selbst aus einem Material hergestellt werden, welches von Bakterien im Boden zersetzt wird. Die Munition selbst ist gegen Wasser unempfindlich und hinterlässt nach dem Abbau ungiftige Biomasse für die Pflanzenwelt. Ein Schießen in der Wüste oder im Permafrost ist hier allerdings auch nicht anzuraten, da die folgenden drei Gegebenheiten vorhanden sein müssen: Bakterien mit deren Enzyme im Boden, Feuchtigkeit und Wärme. In unseren Breitengraden kein Problem.
Ein hochinteressantes Produkt könnte auch die Munition der Firma CARMUSA aus Spanien sein. Leider war auch an diesem Stand wenig Zeit vorhanden, um sich ausführlich über das Produkt zu unterhalten, aber die Übersetzerin von Herrn Villa ließ uns die Kontaktdaten zukommen und es wurde versprochen, dass wir auf Anfrage Proben der Munition erhalten können. Der aus Mais und Alkohol bestehende Schrotbecher soll sich angeblich schon nach 2h-3h nach Abschuss zersetzt haben. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, dies zu testen.
Zu guter Letzt noch ein Highlight. Die Firma Eley Hawk aus England entwickelt auch einen Schrotbecher, der sich in Wasser löst und damit in den natürlichen Kreislauf zurückgeht. Das Portfolio erstreckt sich vorerst auf jagdliche Munition beinhaltet aber auch eine 28g 7,5er Patrone, die somit auch für Sporting- und Compak-Sporting-Wettbewerbe erlaubt wäre. Die Performance soll gleich derer mit Kunststoff-Becher sein.
Die Vorführung des Schrotbechers war erstaunlich. Ein Mitarbeiter hat sogar das Wasser, in dem der Becher aufgelöst wurde getrunken, um die Unbedenklichkeit zu demonstrieren.
Die Serienproduktion soll ab Mitte 2019 anlaufen. Eine Vertretung bei der Deutschen Meisterschaft am Dornsberg ist angestrebt.
Wir konnten uns ein Schrotbecher als Muster sichern. Wie wir den Becher testen, werdet Ihr in einem kommenden Artikel – wahrscheinlich ein Langzeitexperiment – lesen.

Hier ein unvollständiger Auszug der Firmen, die wir ebenfalls besucht haben:
B&P, Bornaghi, Clever, Hull, Lambro, Mary Arm, Pegoraro Sport Srl, RC Cartridges, S&B
Der Umwelt zuliebe – Teil 3 – compak-sporting
[…] Die Liste aus Teil 1 wurde ergänzt.siehe auch Teil 2 […]
Nicht zuletzt dieser Blogbeitrag hat mich dazu gebracht, micht mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen was Alternativen zu Plastik angeht. Danke dafür.
… könnte man ja fast das Wiederladen für anfangen …