Zünd… was? Genau. Ist sicherlich wieder was für Tekkies und das Wissen darum wird die Treffer sicherlich nicht verändern.
Die Zündverzugszeit ist die zeitliche Verzögerung beim Auslösen des Schusses bis zum Einschlag der Schlagbolzens. Will heißen, wenn ich am Abzug ziehe und das Schloss wird ausgelöst, bringe ich damit ein paar kleine Hebelchen, Massen und Federn in Bewegung, bis schließlich der Schuss durch den Einschlag des Schlagbolzen auf das Zündhütchen ausgelöst wird.
Eine Unterhaltung am Telefon und knapp 1 Stunde Zeit am Wochenende ergaben folgendes Ergebnis, auf dessen Video ich nicht wirklich stolz bin, aber dessen Messwerte mein Tekkie-Herz erfreuen lassen.
Wie ich gemessen habe: Ein paar Dinge sind mir von meiner Zeit am ältesten Lehrstuhl der Elektrotechnik noch hängen geblieben. Ich habe mit elektrischer Spannung und mit einem digitalen Speicher-Oszilloskop gemessen, dass mit einer minimalen Anstiegszeit von 5 ns vermutlich schnell genug ist.
Das Problem: Den genauen Zeitpunkt der Auslösung zu finden. Hierbei behalf ich mir mit einem isolierten Triggerstop und Heißkleber. Für einen ersten Eindruck der Geschwindigkeit und reproduzierbaren Ergebnissen hat es gereicht.
Das Ergebnis: Rottweil 700 – ca. 3,8 ms, Beretta DT11 – ca. 1,5 ms
Interpretation: Bei dem Schießstiel des „constant lead“ ist es egal, ob man ein Luntenschloss schießt oder eine ultra schnelle Flinte. Das Vorhaltemaß ist – da man ständig vor der Wurfscheibe ist – zwar im zeitlichen Verlauf nicht gleichgroß, aber ein Treffer in geringerem Maße abhängig von der Zündverzugszeit. Wer „swing through“ oder „pull away“ praktiziert, hat das Problem, dass er beim Durchfahren des Ziels oder bei Vorziehen in einem vom Gefühl gesteuerten Zeitpunkt abdrückt. Das was bei einer Waffe gut funktioniert, kann bei einer Waffe, die eine 2,5-fache Zündverzugszeit hat zu Irritationen führen.
Die Frage ist nur, ab welchen Zeiten dies für den Schützen merklich ist. Millisekunden können vom Menschen zumindest noch gut wahrgenommen werden, bedenkt man, dass man z.B. beim Skeet auf Stand 8 die Scheibe meist schon nach 700 ms trifft. Da ist bereits das Wahrnehmen, der Anschlag, das Mitschwingen und die Bewegung des Zeigefingers mit eingerechnet.
Diskussion: Muss man beim „swing through“ die Waffe bzw. deren individuelle Zündverzugszeit mit einkalkulieren? Kann man die unterschiedlichen Zeiten für den unteren bzw. oberen Lauf nicht durch Bearbeiten des Schlagstückes angleichen (Herr Friedel vom gleichnamigen Alljagd-Geschäft in Darmstadt erzählte von solchen Tunings). Kann man die Verzögerung verändern (stärkere Feder, weniger Masse, anderer Angriffspunkt der Feder)?
Anmerkung: Ich habe beim Betrachten vieler Schlösser festgestellt, dass einige Caesar Guerini Flinten das identische Schloss haben, wie meine alte Rottweil. Evtl. sind sogar Komponenten untereinander austauschbar. Ich bleibe an diesem Thema dran.