Ein leidiges Thema, mit dem sich fast alle Wurfscheibenschützen einmal auseinandergesetzt haben ist ihre Augendominanz. Währen bei optischen Zielvorrichtungen wie z.B. dem Zielfernrohr höchstens die Parallaxe Fehler verursacht, ist es bei offenen Visierungen meistens die Augendominanz. Das fällt besonders beim Flinten-Schießen ins Gewicht, da hier der Anschlag und die Position vom Kopf zum Schaft die „Kimme“ bildet.
Im Laufe der Jahre haben sich dementsprechend viele Schützen Gedanken darum gemacht, wie man vermeidet mit dem falschen Auge, also schräg, über den Lauf zu schauen.
Will man keinen Krüppelschaft anfertigen lassen, sich als Rechtshänder z.B. auf Linksanschlag umgewöhnen oder hat man das Problem, dass die Augendominanz wechselt, ist die einfachste Methode, ein Auge zu schließen.
Der Nachteil ist, dass man evtl. das räumliche Sehen verliert und das Sehfeld eingeschränkt wird. Von dieser Methode leiten sich viele andere ab, wie z.B. Aufkleber oder Magnete, die auf die Schießbrille geklebt werden oder aber auch Filter wie Off-Eye®, die das nicht-schießende Auge abschwächen sollen.
2003 hat sich jemand darüber Gedanken gemacht, dass es keiner permanenten Abdeckungen bedarf, sondern nur im Anschlag ein Auge abgedeckt werden müsste. Daraus ist das US-Patent US8844188B2 entstanden, mit einer Blende, die am Abzugsbügel befestigt wird und unter dem Namen XD Universal Plus zu kaufen ist.
Andere Hersteller gehen andere Wege und versuchen nicht, das falsch-dominante Auge abzuschwächen, sondern das nicht-dominante Auge durch Anreize zu fördern. Auch hier gibt es die einfachen Prinzipien, die bestimmt jeder schon gesehen hat, wie z.B. ein Hilfskorn, auf der Mitte des Laufes. Oder aber spezielle Abdeckungen und Röhrchen, die verhindern sollen, dass der Schütze mit dem falschen Auge, schräg über den Lauf schaut. Im Selbstversuch ist sowas schnell aus einem schwarz angemalten Strohhalm vom Schnellimbiss und ggf. einem leuchtendem Cocktail-Spieß hergestellt.
Die erste „gekaufte“ Variante hatte ich vor ein paar Jahren auf der IWA in Nürnberg erhalten. Der Klebstoff vom „Ruby Fibre Optic Shotgun Bead Sight“ hat sich allerdings auch nicht so wunderbar mit dem Laufreiniger „Ed’s red“ vertragen. Wer nun von den ganzen Anbietern der eigentliche Erfinder ist – ist dem Endverbraucher wahrscheinlich auch egal. Eine Variante der Firma Truglo hat einen grünen Leuchtstab mit rotem Kern, der von meinem Auge besonders intensiv empfunden wurde.

Neu auf dem Markt ist eine ganz ähnliche Variante: Die u.a. von Ben Husthwaite beworbene Eye Dominance Rail, die das oben erwähnte Röhrchen zur einen Seite offen lässt. Richtig gute Abbildungen sind noch nicht zu finden. Die folgende Animation beruht auf eigene Zeichnungen:

Ich bin mir sicher, dass es auch zukünftig alle möglichen Apparate gibt, die einer falschen Augendominanz entgegenwirken sollen, welche Variante letztendlich für einen selbst geeignet ist, muss individuell ausprobiert werden. Hierbei sollte man seine Entscheidung allerdings erst nach längerer Probezeit fällen, da auch bei „gut“ sehenden Schützen nicht jeder Tag wie der andere ist.
Eine von mir gerade ausgedachte Variante (oder vielleicht gibt es sie auch schon): Eine Schießbrille mit Flüssigkristallen – so wie die aktiven 3D-Shutter-Brillen vom Fernseher – die automatisch ein Auge abdunkelt, wenn z.B. die Flinte die Backe berührt. Oder beide, wenn man gefehlt hat und das Elend nicht sehen will.
Ein andere Möglichkeit von meiner Seite: Als Kontaktlinsenträger auf das falsch-dominante Auge eine Linse mit geringerer Sehschärfe setzen.
Vielleicht sollte man bei allen Überlegungen und Spielereien doch auf den ersten Tipp zurückgreifen und ein Auge schließen und sein falsches Sehen einfach akzeptieren.
2019-07-07
Wer sich nur für die seitliche „Scheuklappe“ am Korn interessiert, der wird evtl. bei Meadow Industies, Virginia, USA fündig. Hier gibt es den „Sight-Blinder Crossfire-Reducer“ für 18 USD. Man sollte vorher Rücksprache halten, ob die internationalen Versandkosten von pauschal 38 USD für diesen Artikel tatsächlich sein müssen.