Oder, am Hofe bei der Gräfin Cosel.
Zuallererst, nein es ist kein Schreibfehler (Cosel mit C und nicht mit K). Jedenfalls, wenn man Wikipedia zu Rate zieht. Die Dame hatte eine bewegte Vergangenheit, u. a. auch mit August dem Starken. Na klingelt‘s? Richtig – da war doch dieser Großparcours in Sörnewitz beim Jakob! Die Gräfin Cosel ist die „abgespeckte“ Version vom August = 275 Tauben an zwei Tagen.
August der Starke war mein erster Großparcours, den ich nicht so schnell vergessen werde. Die Konzentration, aber auch die Kondition an zwei Tagen hochzuhalten ist nicht zu unterschätzen und eine enorme sportliche Herausforderung. Die Gräfin, die zu ihrer Zeit im Rufe stand ein klein wenig ungestüm und eigensinnig zu sein, sollte uns dahingehend auch nicht enttäuschen.
Freitag war Anreisetag und wir sind pünktlich zum Trainingsbeginn auf den Hof gefahren. Das Wetter konnte besser nicht sein, 30° Grad und Sonne satt. Es sollte sich aber über Nacht verschlechtern. Vom Regen blieben wir zu 99 % verschont, aber der Wind war unser stetiger Begleiter und die Temperaturen fielen in den Keller. Ich wollte unbedingt den Hasenstand am Trainingstag schießen, denn dort habe ich (unter anderem) den oder die Querreiter/Crosser beim August nicht wirklich verstanden. In der Vorbereitung wurden die Shotcam Vids von Herrn Bornhaupt (gutsnobrain.de) geschaut und versucht, so besser auf die Taube zu kommen. Was soll ich sagen, es hat wohl ein bisschen geholfen. Ein jeder Tontaubenschütze kennt dieses wohlig befriedigende Gefühl, wenn dieses orangefarbene Etwas in Staub und Scherben verwandelt wird. Es gab viel Staub und viele Scherben an diesem Freitag. Doch leider sind Training und Wettkampf manchmal bis oft (und gerade in den Anfangsjahren) ein stetiges Auf und Ab.
Samstag/Sonntag 1. + 2. Wettkampftag: Die Layouts waren vom August der Starke noch präsent und so manche Taube kam einem bekannt vor. Wie immer gab es (vermeintlich) leichte Tauben, mittelschwere und so manch unmögliche (z. B. der krasse Abfaller vom Turm).
– Ein weiser und sehr guter Tontaubenschütze hat mir in einem sehr langen und sehr informativen Gespräch gesagt, dass ich den unmöglichen Tauben und denen, die ich noch nicht verstehe, nicht hinterhertrauern soll. Stattdessen sollte ich mich lieber auf die Tauben voll konzentrieren, die zu meinem jetzigem Trainingsstand passen, sprich – die ich durch Konsistenz im Training auch im Wettkampf treffen sollte, denn diese Tauben wären die Basis, auf denen man die anderen dann aufbauen kann. –
Dazu fällt mir zum Beispiel der Hull-Stand ein: Eine abgehende, geradeaus fliegende Trap-Taube, ein recht langsamer, flach abfallender Incomer (der allerdings nur kurz zu sehen war), eine nahe Battue von rechts und das Gleiche von links. Alles doch recht machbare Aufgabenstellungen – wenn da nicht die Doubletten wären. Die beiden Battue-Tauben hatte ich einzeln mit dem ersten Schuss vom Himmel „gelutscht“ (ein Ausdruck von einem Schießtrainer) und so sollten sie bei der Doublette auch machbar sein. Pustekuchen = Lost Pair!
Eigentlich ist es fast genau dieselbe Situation und doch ganz anders – Same same, but different!
Was war passiert? Ganz klar: Doubletten Panik! Ich habe die Flinte nicht laufen lassen und an die zweite Taube „gedacht“ obwohl die Erste noch nicht getroffen war. So etwas sollte nicht passieren. Daran muss also (u. a.) noch gearbeitet werden.
In der Endabrechnung bin ich wieder (wie beim August) bei den 60 % stehen geblieben. Diese gilt es jetzt zu verbessern und vielleicht werden wir nächstes Jahr wieder den August und/oder die Gräfin besuchen.
Fazit & Gedanken:
- Die Konzentrationsleistung beim Tontaubenschießen ist enorm.
- Eine heiße Badewanne nach einem langen Tag ist etwas Großartiges.
- Die lange Autofahrt nach Sörnewitz lohnt (der Weg ist das Ziel, oder so ähnlich).
- Roulade mit Klößen und Rotkohl waren wieder wunderbar.
- Wer in die Dornenhecke zum Pinkeln geht, bekommt blutige Schienbeine.
- Der Norddeutsche Humor kommt von hinten durch die Brust.
- Filterkaffee schmeckt mir nicht mehr.
- Wenn die Newbies (oder an dem Tag nicht so guten Schützen) auch eine C-Klasse hätten, wäre das toll.
- Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel wurde nachgesagt, dass sie Pfeife rauchte und gut mit dem Gewehr umgehen konnte – gute Combo.
- Move, mount äääääänd shoot!